48H ICC Berlin: Die Wiedererweckung der Berliner Kulturikone am Tag des offenen Denkmals 2023
Zusammenfassung des Blogbeitrags
Berlin, eine Stadt voller Geschichte, Kultur und pulsierendem Leben, beheimatet ein architektonisches Juwel - das Internationale Congress Centrum Berlin, besser bekannt als das ICC Berlin. Dieses beeindruckende Gebäude, das im Jahr 1979 seine Türen erstmals für die Welt öffnete, wurde schnell zu einem Wahrzeichen des freien Westens Berlins. Doch nach Jahren des Glanzes und der Aktivität verschwand das ICC aus dem Blickfeld und verfiel im Jahr 2014, rund 35 Jahre nach seiner Eröffnung, zu einem "Lost Place" aufgrund erheblicher Renovierungsbedürfnisse und wirtschaftlicher Herausforderungen.
Mit dem Ziel, dieses historische Gebäude teilweise wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, fanden 2021 das Kunstfestival "The Sun Machine is coming down" und die "QBerlin Metropolitan Conference for the Immediate Present" statt. Im September 2023 wurde das silbergraue "Raumschiff" im Rahmen des Tags des offenen Denkmals wieder zum Leben erweckt. Seine Türen öffneten sich erneut für die Öffentlichkeit, und das Ergebnis war schlichtweg atemberaubend.
Die Geschichte des ICC Berlin als Kultur- und Zukunftssymbol
In den 1970er Jahren „landete“ das ICC im Westteil der Stadt und avancierte rasch zu einem der größten Kongresszentren Europas. Mit Baukosten von etwa einer Milliarde D-Mark, was heute etwa 500 Millionen Euro entspricht, gilt es als das teuerste Neubauprojekt im Westen Berlins. Sein silbernes, raumschiffartiges Gebäude, das stolze 320 Meter in der Länge, 80 Meter in der Breite und 40 Meter in der Höhe misst, wurde zu einem Wahrzeichen. Mit 80 Sälen und Räumen und der Fähigkeit, bis zu 20.000 Kongress- oder Veranstaltungsteilmende zu beherbergen, erlangte es weltweit Berühmtheit.
Das ICC Berlin war mehr als nur ein Veranstaltungsort für Konferenzen und Kongresse – es war der Schauplatz einer faszinierenden Bandbreite von Ereignissen. Theodor Przybilla, der erste und letzte Tonmeister des ICC Berlin, sah in diesem Gebäude etwas Einzigartiges und Außergewöhnliches, das weltweit seinesgleichen suchte. Die innovativen Konstruktionselemente, die Raum-im-Raum-Konzepte ermöglichten und die damals wegweisende Technologie, machten das ICC zu einem Symbol des modernen West-Berlins. Przybilla erinnerte sich an eine Fülle von Veranstaltungen, die im ICC stattfanden, von kulturellen Ereignissen über technische Kongresse bis hin zu medizinischen Konferenzen.
Eröffnung des ICC Berlin, 1979 drei Messemitarbeiterinnen im Eingangsbereich
Eine dieser unvergesslichen Veranstaltungen war ein Tennis-Match mit der deutschen Tennislegende Boris Becker, das die Zuschauer:innen in Saal 1 in seinen Bann zog.
Ein besonders skurriles Ereignis spielte sich während der Weihnachtszeit im Jahr 1981 ab. An diesem Wochenende fanden zeitgleich zwei Veranstaltungen statt, die unterschiedlicher nicht sein konnten. In Saal 2 versammelte sich die bunt gekleidete Orange Connection, die das große Sannyas-Festival zur sexuellen Befreiung und spirituellen Erlösung feierte. Gleichzeitig traten in Saal 1 die Wiener Sängerknaben auf und sangen Lobgesänge zur Heiligen Maria. Die Herausforderung bestand darin, diese beiden Gruppen voneinander zu trennen und sicherzustellen, dass sich ihre Veranstaltungen nicht überlappten. Diese bemerkenswerte Vielfalt und die damit verbundenen organisatorischen Herausforderungen machten das ICC Berlin zu einem Ort von einzigartigem Charakter.
Horst Stein bei der Eröffnung des ICC Berlin, 1979
Vielfältige Nutzung für Film und Fernsehen
Das ICC Berlin hat im Laufe der Jahre auch eine wichtige Rolle in der Film- und Fernsehbranche gespielt. Zahlreiche Filme und Serien, darunter "John Wick", "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", "Foundation", "Berlin Station", und "Captain America: Civil War", nutzten die beeindruckende Architektur und die vielseitigen Räumlichkeiten des ICC als Filmkulisse. Diese Filmproduktionen trugen dazu bei, die Einzigartigkeit des ICC als kulturelles und kreatives Zentrum weiter zu unterstreichen.
Geschichten von Zeitzeug:innen
An den drei Tagen strömten über 30.000 Menschen in das beeindruckende Gebäude. Darunter viele Besucher:innen im Alter von 30 bis 49 Jahren, die das ICC noch nie zuvor betreten hatten. Aber auch erfahrene „ICC-Senior:innen“, die einst hier arbeiteten, als Kongress-Besucher:innen teilgenommen haben oder sogar bei der ursprünglichen Eröffnungsfeier dabei waren. Die Besucher:innen beschrieben ihre Erlebnisse von damals als etwas, das direkt aus den futuristischen Science-Fiction-Filmen der 1960er und 1970er Jahre à la "2001: Odyssee im Weltraum" entsprang – ein historischer Raum mit einem Hauch von Science-Fiction-Magie."
Frau Holzheimer bei der Eröffnung des ICC Berlin, 1979
Einer der berührendsten Momente ist die Erzählung von Frau Holzheimer. Ihr Mann war damals als Bauarbeiter an der Entstehung des ICC beteiligt, weshalb die beiden an der Eröffnungsfeier teilnahmen. Diese emotionale Erinnerung verdeutlichte nochmal die Wichtigkeit des ICC als Ort.
Frank Öhring, der das Informations- und Lichtskulptursystem entworfen hat, erzählte beim Zeitzeug:innen-Gespräch im ICC Berlin von seiner inspirierenden Idee für das Leitsystem. "Als ich angefangen habe zu entwickeln, wollten wir mit dem Leitsystem zunächst Orientierung schaffen", erklärte er. "Wir haben das Gebäude wie einen menschlichen Körper interpretiert, mit einem technischen Körper, der durch die Anwesenheit der Menschen zum Leben erweckt wird. Das blaue und rote Leitsystem erinnert an das Blutsystem des Menschen, das sich durch den gesamten Körper erstreckt. Eine weitere Vereinfachung ist das binäre System, bei dem die Besucher:innen schrittweise Entscheidungen treffen müssen." Diese einzigartige Verbindung von Kunst und Architektur trug dazu bei, dass das ICC immer noch faszinierend ist.
Zukunftspläne für das ICC Berlin – kein Spielkasino oder Bordell
Während des 48H ICC-Events wurden zahlreiche Ideen für die künftige Verwendung des ICC von engagierten Bürger:innen gesammelt. Die vorgeschlagenen Ideen reichen von der Umwandlung in einen Universitätscampus bis hin zu einem lebendigen Kunstzentrum oder einem angesagten Techno-Club. Die Vielfalt der Konzepte zeigt das enorme Potenzial des ICC, ein Ort für Kultur, Bildung und Veranstaltungen aller Art und Altersgruppen zu werden.
Aufgrund seiner künstlerischen, historischen und städtebaulichen Bedeutung erhielt das ICC Berlin zu Recht den Status eines denkmalgeschützten Gebäudes. . Kultursenator Dr. Klaus Lederer betonte, „dass das ICC ein unverzichtbares Wahrzeichen Berlins ist und eine entscheidende Landmarke für die Stadt darstellt“. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop betonte die Wichtigkeit der Sanierung und Wiederbelebung des ICC als Kongress- und Kulturzentrum. Gleichzeitig wurde klargemacht, dass Investor:innen aufgrund des Denkmalschutzes bei möglichen Veränderungen bestimmte Einschränkungen akzeptieren müssen. Es wurde festgelegt, dass unter einem zweistufigen Auswahlverfahren das ICC nicht zu einer Shopping-Mall, einem Spielkasino oder einem Bordell umgewandelt werden darf.
Maßnahmen und Ausblick
Das 48H ICC-Event im Rahmen des Tags des offenen Denkmals hat deutlich gezeigt, dass die Menschen eine tiefe emotionale Bindung zu diesem Gebäude haben und sich eine lebendige Zukunft für das ICC wünschen.
Wir dürfen gespannt sein auf die kommenden Kapitel in der Geschichte des ICC Berlin und auf die einzigartigen Möglichkeiten, die dieses Kulturjuwel für die Stadt und ihre Bewohner:innen bereithält. Einige der Ideen, die von den Besucher:innen eingebracht wurden, wurden bereits durch Midjourney von uns zum Leben erweckt, und hier könnt ihr sie entdecken.
Doch die Zukunft des ICC liegt letztendlich in den Händen der Menschen, die es schätzen und lieben. Welche Vision haben Sie für die Zukunft des ICC? Welche Träume hegen Sie für dieses einzigartige Gebäude?
Teilen Sie Ihre Gedanken und Ideen unter dieser E-Mail-Adresse lutz.henke@visitberlin.de und helfen Sie dabei, das ICC Berlin in eine neue Ära zu führen.
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