KOMPENSATION
Derzeit ist einiges im Wandel. Allem voran das Klima. Dementsprechend befindet sich auch die Veranstaltungsbranche auf einem starken Änderungskurs, um die Umwelt und das Klima zu schützen. Die Diskussionen um möglichst nachhaltige Tagungsformate, Green Meetings und umweltfreundliche Veranstaltungsplanung laufen in allen Event- und Gesellschaftsbereichen auf Hochtouren. Dabei spielt auch die Kompensation von Treibhausgasen, insbesondere von Kohlenstoffdioxid, eine wichtige Rolle. Aber was bedeutet das genau?
CO2 in der Veranstaltungsbranche
An sich ist Kohlenstoffdioxid (kurz CO2) ein normaler Bestandteil unserer Umwelt: Wir atmen es aus, Pflanzen benötigen es zum Überleben und schließlich schützt es als natürlicher Bestandteil der Luft die Erde sogar vor einer Unterkühlung. Aber: Durch das zunehmende Verheizen fossiler Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Kohle gelangt zu viel CO2 in die Atmosphäre. Beispielsweise durch Flüge, Transport, Stromverbrauch oder industrielle Prozesse – Faktoren, die in der Veranstaltungsbranche kaum wegzudenken sind. Insgesamt gelangen so jährlich weltweit gut 32 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid zu viel in die Atmosphäre. Zum Vergleich: Um eine Tonne CO2 zu produzieren müsste eine Einzelperson rund 4.900 Kilometer in einem Mittelklasse-Benziner fahren. Im Gegenzug muss jedoch eine Buche gut 80 Jahre wachsen, um die gleiche Menge aufzunehmen. Eine Rechnung, die aktuell nicht aufgeht. Die Folge: Das überschüssige CO2 verhindert ähnlich wie in einem Treibhaus, dass die Wärme von der Erde entweichen kann, weshalb unser Planet sich zu stark erhitzt. Um diesen sogenannten Treibhauseffekt zu verhindern gibt es zwei Wege: Zum einen, indem wir die CO2-Bildung – zum Beispiel durch nachhaltige Veranstaltungsplanung – deutlich verringern und, wo es möglich ist, vermeiden. Und zum anderen, indem wir unvermeidbare Emissionen ausgleichen: dies versteht man unter dem Begriff der CO2-Kompensation. Hier gibt es inzwischen zahlreiche Angebote. Aber wie funktioniert ein solcher Ausgleich? Und: Funktioniert er?
Die Kompensationsidee
Die Kompensationsidee basiert auf der Annahme, dass es (eigentlich) keine Rolle spielt, wo auf der Welt ein Treibhausgas wie Kohlenstoffdioxid entsteht. Es zählt vielmehr, wie viel davon emittiert wird und dass eine bestimmte Menge (pro Kopf oder Unternehmen) nicht überschritten werden sollte. So kann ein Veranstalter, für den sich bei einem mehrtägigen Kongress in Berlin der Ausstoß von Treibhausgasen nicht vermeiden lässt, an einem beliebigen Ort auf der Welt dafür sorgen, dass CO2 eingespart oder der Atmosphäre wieder entzogen wird.
So funktioniert der CO₂-Ausgleich
Zum Ausgleich können Einzelpersonen oder Unternehmen, die einen bestimmten Emissionswert kompensieren möchten, durch einen Klimaschutzbeitrag Geld in Organisationen und Projekte investieren, die den Ausstoß an anderer Stelle gezielt vermeiden oder reduzieren. Ein vereinfachtes Beispiel macht das Kompensationsverfahren deutlich: Wer einen Flug von New York nach Berlin antritt, verbraucht – abhängig vom Flugzeugtyp und einigen weiteren Faktoren – eine ganz bestimmte Menge seines jährlichen CO2-Budgets. Mit Hilfe des geleisteten Klimaschutzbeitrages wird die berechnete Menge zum Beispiel in Afrika wieder eingespart. Beispielsweise indem eine Familie in Ruanda einen effizienteren Ofen finanziert bekommt, der weniger CO2 ausstößt.
Woher weiß ich denn...? – Emissionen berechnen
Gerade in der MICE-Branche sind die exakten CO2-Emissionen einer Veranstaltung oft schwer abzuschätzen. Ob Meeting, Incentive, Tagung oder Kongress, für eine genaue Berechnung der Gesamt-Emission eines Events sind diverse Faktoren mit unterschiedlicher Klimawirkung zu beachten; darunter der Energieverbrauch für den Veranstaltungsort, die An- und Abreise der Teilnehmer, das Catering, der Warentransport und nicht zuletzt die Mobilität der Gäste vor Ort. Aufgrund der Komplexität des ökologischen Fußabdrucks von Großveranstaltungen empfiehlt es sich deshalb mit einem verlässlichen Partner zu bilanzieren und schließlich zu kompensieren.
Kompensieren: verschiedene Möglichkeiten
Einige Organisationen verfügen bereits über eine jahrelange Expertise im Bereich Klimaschutz und CO2-Kompensation und wurden als Kompensationsanbieter in Deutschland mehrfach ausgezeichnet. Zu ihnen zählt beispielsweise atmosfair aus Berlin. Als deutsche, lokale Non-Profit-Organisation bilanziert atmosfair die CO2-Emissionen von Flügen, Kreuz- oder Fernbusfahrten und von Veranstaltungen. Grundlage für die Berechnung sind die Standards „CO2-Berechnung Geschäftsreise“ des VDR (Verband Deutsches Reisemanagement e.V.) sowie ein von atmosfair und dem VDR entwickeltes Berechnungsverfahren. Dabei bilanziert atmosfair zunächst die genauen Emissionswerte anhand eines Fragebogens zum Event. Anschließend kann der Veranstalter mitentscheiden, in welches Projekt/welche Projekte der berechnete Kompensationsbetrag fließen soll. Am Ende erhält jeder Veranstalter ein Zertifikat über den Ausgleich der Treibhausgase sowie eine Spendenbescheinigung.
Eine andere Möglichkeit das Klima als "Ausgleich" für seine Emissionen zu schützen ist die Investition in Moorlandschaften. Heute weiß man: Moore haben nicht nur eine klimakühlende Wirkung, sondern sind vor allem ein wichtiger Kohlenstoffspeicher – hier wird gleich doppelt so viel Kohlenstoff wie in allen Wäldern der Welt gebunden. Jedoch nicht, wenn die Moore trockengelegt werden. Dann wird das schädliche Treibhausgas nach und nach wieder freigesetzt. Das Projekt MoorFutures (ursprünglich eine Initiative des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern) kümmert sich daher gezielt um die Wiedervernässung von Mooren und bietet damit eine regionale und effektive Klimaschutzmaßnahme an. Das heißt: Veranstalter können MoorFutures-Zertifikate erwerben und die Umweltbelastung lokal ausgleichen. Wer zum Beispiel ein klimaneutrales Event in Berlin durchführen möchte, könnte mit dem MoorFutures-Klimarechner zunächst die Emissionen bilanzieren und anschließend durch den Erwerb von Klimaschutz-Zertifikaten für den Erhalt der Brandenburger Rehwiese sorgen.
Und warum nicht einfach Bäume pflanzen? Die Idee, dem Veranstaltungsort nach einem Großevent etwas zurückzugeben, ist zwar keine offizielle Kompensationsform. Dennoch kann auch diese Form der nachhaltigen Spende – wie im Falle der Berliner Stadtbaumkampagne – dafür sorgen, dass sich in einer Meetingmetropole wie Berlin das Klima verbessert, der Feinstaub reduziert wird und der natürliche Lebensraum für viele Lebewesen erhalten bleibt. Zudem ist es eine langfristige Win-Win-Situation für Veranstalter und Destinationen zugleich. Denn: Durch jeden Baum, der am Veranstaltungsort gepflanzt wird, steigt gleichsam die Qualität zukünftiger Tagungen und Kongresse an einem dann noch grüneren Ort. Gut zu wissen: Mit rund 2000 Euro kann in Berlin ein neuer Baum gepflanzt werden. Ab einem Spendenbetrag von 500 Euro gibt der Senat aus eigener Tasche den Rest dazu.
Leider ist es nicht immer ganz einfach, das richtige Projekt für eine Spende oder die geeignete Form der Kompensation zu finden. Hier helfen weltweit agierende Organisationen wie Global Changer, die wiederum mit Partnern wie den Vereinten Nationen und South Pole zusammenarbeiten, um die effektivsten Projekte zur CO2-Reduktion auszuwählen. Die Idee der Berliner NGO basiert dabei auf einer monatlichen Abgabe. Durch spezielle Abonnementspläne für Unternehmen werden CO2-Rekuktionsprojekte aus fünf verschiedenen Sparten (z. B. Waldschutz, nachhaltige Landwirtschaft oder innovative Mobilität) rund um den Globus unterstützt. Die Projekte selbst werden von den Vereinten Nationen und durch den vom WWF initiierten Gold Standard oder VCS zertifiziert.
Der letzte Schritt: wann Kompensation sinnvoll ist
Kompensation ist ein wichtiger Schritt für alle Akteure der Veranstaltungsbranche. Dennoch sollte es immer der letzte sein. Schließlich soll Kompensation niemals zum Freifahrtschein für Emissionen werden oder am Ende sogar dem Klimaschutz schaden. Wer also lieber in Kompensationen investiert, statt sich von vornherein für eine klimafreundliche Veranstaltungsplanung zu entscheiden, verhindert die Weiterentwicklung umweltfreundlicher Maßnahmen und stärkt den Verdacht auf Greenwashing. Bevor also CO2-Kompensation wirklich sinnvoll ist, gilt: erst vermeiden und reduzieren, dann kompensieren. Das heißt, durch vorausschauende Planung und verantwortungsbewusstes Handeln in Zusammenarbeit mit nachhaltigen Partnern möglichst wenig Treibhausgase zu verursachen. Zum Beispiel durch die Wahl einer Location, die Ökostrom verwendet, durch Angebote für eine umweltfreundliche Anreise der Teilnehmer oder durch ein nachhaltiges, regionales Catering. Nutzen Sie hierfür unseren Pool an nachhaltigen Eventdienstleistern, Sustainable Partnern und entnehmen Sie der Infografik zur nachhaltigen Veranstaltungsplanung weitere Informationen und Tipps zu klimafreundlichen Veranstaltungen.
Ihr Kontakt
Das visitBerlin Berlin Convention Office - Sprechen Sie uns an!