Die Q BERLIN holt auch 2019 wieder internationale Q(-uer-)Denker, Experten und Kreative aus aller Welt nach Berlin, um gemeinsam Antworten auf die ganz großen Fragen zu finden. Wir haben mit der Kuratorin der Veranstaltung über Visionen und Herausforderungen gesprochen.
Was verbindet eine irakische Friedensnobelpreisträgerin, einen amerikanischen Architektur-Professor und eine chinesische Klimaaktivistin? Zunächst einmal Berlin. Und um ganz genau zu sein: die Q BERLIN. Denn hier kommen 2019 bereits zum dritten Mal internationale Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft Politik, Kultur und Technik zusammen, um gemeinsam die großen Fragen unserer Zeit zu diskutieren. Seit 2017 wird die Veranstaltung von visitBerlin kuratiert. Im Interview erklärt die Kuratorin Anne Ameri-Siemens, warum Berlin der richtige Ort dafür ist und worauf sich Besucher in diesem Jahr freuen dürfen.
Kurz vorweg: Anne Ameri-Siemens
Anne Ameri Siemens
Anne Ameri Siemens
Die gebürtige Frankfurterin lebt seit 2012 in Berlin und ist seit 2019 als Kuratorin zuständig für die Auswahl der Speaker und gemeinsam mit dem visitBerlin-Team für die Programmorganisation der Veranstaltung. Im Gespräch bietet uns die 45-jährige gleich das Du an und beantwortet trotz Vorbereitungsstress mit Geduld und Begeisterung für ihre Aufgabe alle Fragen.
BCO: Wie bist du zur Kuration der Q BERLIN gekommen?
Anne Ameri-Siemens: Ich habe die Ausschreibung gesehen und fand die Aufgabe sofort sehr reizvoll.
Was sollte man als Kuratorin für eine solche Veranstaltung mitbringen?
Man kann eine Kuration auf sehr unterschiedliche Weise angehen, denke ich. Es gibt immer viele Möglichkeiten für interessante Ansätze, deswegen ist die Frage, was es „auf jeden Fall sein sollte“, nicht so einfach zu beantworten. Aber was sicher eine wesentliche Voraussetzung für die Q BERLIN ist: Sich gerne und umfassend mit der Frage beschäftigen zu wollen, wie wir als Gesellschaft miteinander leben könnten und müssten, um den drängendsten Fragen unserer Zeit zu begegnen. Wie etwa dem Umgang mit der Klimakrise.
Warum ist Berlin der perfekte Ort für die Q BERLIN?
Berlin hat eine besondere Strahlkraft als Ort einer friedlichen Revolution, als Ort, an dem Menschen sich für Freiheit eingesetzt und für Demokratie gekämpft haben. Berlin zeigt auch seit 30 Jahren, wie Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammen leben; es ist eine Stadt, die die Frage, wie wir miteinander leben, immer wieder neu aushandelt. Deshalb sehen wir die Q BERLIN auch als eine Reaktion auf die Stadt. Globale Werte können und müssen in einer internationalen Stadt wie Berlin offen diskutiert und verteidigt werden. Dazu soll die Q BERLIN beitragen.
visitBerlin, Foto: Sebastian Gabsch
Q Berlin Questions 2018
Wie hast du die Speaker ausgewählt – gibt oder gab es feste Kriterien?
Es gab keine festen Kriterien. Mir ging es darum, jede Session inhaltlich so aufzubauen, dass die relevanten Fragen der Gegenwart aufgebracht und diskutiert werden, sodass deutlich wird, dass sie tatsächlich jeden einzelnen von uns betreffen. Und vor allem: Jeder kann dazu beitragen, wie damit umgegangen wird. Sei es die Frage, welchen Risiken die liberale Demokratie ausgesetzt ist oder die Frage, wie wir Lösungsansätze jetzt realisieren können, um der Klimakrise zu begegnen. In dem Fall war auch relevant, was wir aus der Vergangenheit lernen können. Nach diesen Gesichtspunkten habe ich die Speaker gesucht.
Welche Person beeindruckt dich besonders?
Beeindruckt bin ich von allen Speakern, die auf sehr unterschiedliche Weise auch persönlich mit ihren Themen verbunden sind. Nadia Murads Geschichte als Opfer der terroristischen Organisation Islamischer Staat ist ebenso schmerzhaft wie schrecklich; daraus das Engagement zu entwickeln, das sie seit Jahren zeigt, ist bewundernswert und eindrucksvoll. Und genau deswegen ist sie für die Q BERLIN so wichtig: Sie stellt immer wieder die Frage: Was können wir tun? Beeindruckt bin ich zum Beispiel auch von der Aktivistin Eugenia Chow, die gerade 18 Jahre alt ist und mit ihrem Engagement für „Bye Bye Plastic Bags“ zeigt, dass eben jeder einzelne von uns etwas tun kann. Sie gehört einem Netzwerk an, das inzwischen weltweit aktiv ist. Ich finde auch jemanden wie Professor Thomas Metzinger beachtlich, der die Frage stellt: Was müssen wir – und zwar jetzt – unter moralischen Gesichtspunkten tun, um einen friedlichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu gewährleisten?
Was ist das Besondere, Neue auf der dritten Q BERLIN 2019?
Die Q BERLIN setzt das fort, was sie sich zur Aufgabe gemacht hat: Fragen und Gedanken anzustoßen sowie Menschen im Dialog zusammenzubringen. Neu in diesem Jahr ist die Ausrichtung an den Themen, die jetzt verhandelt werden müssen, weil sie wesentlich für die Zukunft und unser gesellschaftliches Miteinander sind.
visitBerlin, Foto: Sebastian Gabsch
Q Berlin Questions 2018
Worauf freust du dich persönlich am meisten?
Auf die Diskussionen mit dem Publikum im Anschluss an die Sessions. Darauf, wie Gedanken aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Ein Ziel der Q BERLIN ist es ja auch, dass Netzwerke entstehen, dass Menschen auch über die Konferenz hinaus miteinander in Verbindung bleiben.
Und zuletzt: Welches Ziel hat die Q BERLIN für die Zukunft? Wo geht die Reise hin?
Die Frage kann eigentlich nur das gesamte Team beantworten. Was ich sagen kann: Der Ausbau von Netzwerken ist sicher ein Ziel. Dass Menschen, die auf der Q BERLIN waren, sich als Teil einer Gemeinschaft verstehen, die Einfluss nehmen kann und will. Das finde ich besonders reizvoll. Wir leben in einer Zeit, in der wir alle ja vielen Herausforderungen begegnen müssen – die Klimakrise habe ich schon erwähnt, auch die Frage, wo es Werte, nach denen wir unser Leben ausrichten, zu verteidigen gilt oder wo wir sie neu verhandeln müssen. Interessant ist, dass momentan immer mehr Menschen aus eigener Motivation Fragen nach einem konstruktiven gesellschaftlichen Miteinander stellen. Berlin ist dabei ein unglaublich spannender Ort des Geschehens und die Q BERLIN als international besetzte Konferenz kann diese Stimmung stärken und dazu beitragen, dass Menschen im Dialog miteinander sind.
Danke! Wir danken Anne Ameri-Siemens für das Gespräch!
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