Q BERLIN Rückblick: Gemeinsam in die Zukunft blicken
Zusammenfassung des Blogbeitrags
„Wir brauchen geschützte Räume, um frei und unbefangen Ideen austauschen zu können. Q BERLIN ist so ein Raum.“ Moderatorin und ehemalige BBC-Korrespondentin Tristana Moore
Beim Rückblick auf die Q BERLIN kommt man nicht umhin auch in die Zukunft zu schauen. Einen Tag lang diskutierten 15 ExpertInnen gemeinsam mit rund 800 Gästen in der Station Berlin die großen Fragen unserer Zeit. Es ging um Klimaschutz, Zivilverantwortung, künstliche Intelligenz, New Work und Urban Life. So divers und vielfältig die Meinungen auch waren, einig waren sich alle in einem: Die durch Digitalisierung und Globalisierung exponentiell beschleunigten Veränderungen der bestehenden Strukturen erfordern dringender denn je einen gemeinsamen Diskurs. Eine Basis, um den Wandel hin zu einer positiven gemeinsamen Zukunft zu gestalten.
#Klimawandel
Friederike Otto, Direktorin des Environmental Change Institute der Oxford University, zeigte anhand aktueller Daten auf, dass sich die Probleme des Klimawandels vor allem in der höheren Frequenz von Naturkatastrophen manifestieren. Tatsächlich sei heute nachweisbar, dass der Mensch, vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, diesen Effekt verstärke. Schlimm sei das auch deshalb, weil diese Katastrophen vor allem die ohnehin schon sozial benachteiligten Menschen treffe. „Der Klimawandel verstärkt die soziale Ungleichheit“, sagte Otto und appellierte an die Anwesenden in ihrem persönlichen Umfeld einen strukturellen Wandel im Umgang mit Ressourcen anzustoßen.
#Zivile Verantwortung
Wie viel es bewirken kann, sich nicht den Mund verbieten zu lassen, zeigte die afrikanische Frauenrechtlerin und Aktivistin Rosebell Kagumire. Sie erzählte von Frauen, die kämpfen, von Frauen, die ihre Rechte einfordern, von Frauen, die Diktatoren stürzen oder eine globale Klimabewegung ins Leben rufen. Und von Frauen, die Unterstützung brauchen, denn, so Kagumire: „Wenn wir heute über den Fall der Berliner Mauer sprechen und die Freiheit feiern, sollten wir uns auch daran erinnern, dass längst nicht alle Mauern gefallen sind."
Kevin McElvaney
Rosebell Kagumire
Tatsache ist: Wir leben in einer geteilten Welt. Krieg und Waffen existieren, Verfolgung, Angst, Scham, Ungerechtigkeit, Vergewaltigung. Während des Interviews mit Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad wurden die Schrecken dieser so weit entfernt scheinenden Realität auf einmal sehr präsent. In einem einfühlsamen Interview näherte sich stellvertretende Chef-Redakteurin von ZEIT Online Maria Exner der mutigen jungen Frau, die für die Opfer des durch den IS verübten Genozids an den Jesiden im Irak kämpft. Selbst nach drei Jahren Zusammenlebens, so gesteht Nadia Murad, hätten sie und ihre Schwester sich nicht über die eigenen Geschichten ausgetauscht. Der Schmerz sei einfach zu groß. „Ich würde von keinem der Opfer verlangen, auszusagen, solange sie nicht bereit dazu sind und sich nicht sicher fühlen.“ Und von Sicherheit ist die Situation der Menschen vor Ort sehr weit entfernt. „Wir müssen den Opfern Gerechtigkeit bringen“, appellierte Murad.
#Demokratie
Was aber ist Gerechtigkeit? Und kann diese unabhängig sein von einzelnen Interessen? Oft beginnen die Konflikte ja schon in unseren eigenen Köpfen. Goran Buldioski hielt der westlichen Welt in seinem Vortrag den Spiegel vor. „Wir betrachten viele Dinge als selbstverständlich“, sagte er. „Gleichberechtigung etwa oder Fortschritt. Dabei ignorieren wir die Tatsache, dass der westliche Kapitalismus die demokratischen Werte mehr herausgefordert hat als entwickelt.“ Demokratie sei harte Arbeit, sagte er. „Demokratie braucht Zeit, Risikobereitschaft und eine ordentliche Dosis Optimismus. Mein Optimismus ist, dass die Menschen bereits wissen, dass der Kapitalismus repariert werden muss.“
visitBerlin, Foto: Kevin McElvaney
Rückblick Q Berlin Questions Konferenz 2019
Beste Beispiele dafür waren die beiden jüngsten Sprecherinnen des Tages: Die 18-jährige Eugenia Chow aus Hong Kong, deren Initiative „Bye Bye Platic Bags“ mittlerweile zu einer globalen Bewegung zur Vermeidung von Plastikmüll angewachsen ist. Und Suhani Jalota, 24, die aus einem Tabuthema, nämlich weiblichen Hygieneprodukten, ein Geschäftsmodell macht – und damit nicht nur ein Grundbedürfnis der Frauen in den Slums von Bombay befriedigt, sondern gleichzeitig Chancen für ein besseres, selbstbestimmteres Leben schafft. Beide zeigten mit ihrer Geschichte, dass durch gemeinsame Anstrengung ein positiver Wandel möglich ist.
#New Work
Wandel zu akzeptieren und Veränderungen hin zu einer positiven Zukunft zu gestalten, das steckt im Kern fast aller Themengebiete der Q.BERLIN. Denn was, so fragt Suhani wird passieren, „wenn die minderqualifizierten Kinder aus den armen Schichten nicht mehr einfach die stupiden Arbeiten ihrer unqualifizierten Eltern ausüben können, weil Maschinen es effizienter und billiger machen?“ Hier müssen vorzeitig die Weichen gestellt werden. Digitalisierung und neue Technologien werden Gesellschaft und Arbeitswelt unweigerlich verändern. Deshalb sei es wichtig, dass die Menschen darauf vorbereitet sind und die Zukunft für sich mitgestalten können. „Digitalisierung kann eine Chance sein für viele, die heute unqualifiziert sind. Wir müssen sicherstellen, dass diejenigen, die heute schon im Abseits stehen, nicht auch morgen zurückgelassen werden“, sagte Suhani.
#Human Technology
Welche Möglichkeiten aber gibt es genau, um die Chancen von Digitalisierung und neuen Technologien zu nutzen? Und wie gehen wir mit den Herausforderungen um, vor die uns der Einsatz von Algorithmen und künstlicher Intelligenz stellt? Im Laufe der Vorträge und Diskussionsrunden entwickelte sich eine breite Diskussion um ethische, ökonomische, philosophische und auch regulatorische Fragen. Neurowissenschaftler Prof. Dr. Thomas Metzinger teilte seine Einsichten aus Brüssel: „Die Idee ist, dass der ethische Ansatz für die KI der Vorteil ist, den Europa hat. Es könnte funktionieren, aber es könnte auch nicht funktionieren, wenn wir nicht auch die technologische Führung haben", sagte er.
Kevin McElvaney
Q BERLIN 2019
Staatssekräter des Bundesarbeitsministeriums, Björn Böhning, appelierte, dass in Demokratien Entscheidungen weiterhin von der Politik, von den Menschen getroffen werden sollten, nicht von Maschinen. Allerdings könnten datenbasierte Prognosen eine wichtige Grundlage dafür bieten. Welche Rolle genau der Mensch in Zukunft neben der Künstlichen Intelligenz spielen werde, diese Frage stellte der Autor und Verleger Florian Illies in seinem Vortrag. „Auf lange Sicht klingt es etwas langweilig, nur der Verbraucher dessen zu sein, was die Maschinen produzieren“, philosophierte er in seinem Diskurs über die Kreativität als letztes mögliches Alleinstellungsmerkmal des Menschen. „Aber vielleicht wären die Maschinen so viel intelligenter als wir, dass es dumm wäre, sie nicht an die Arbeit gehen zu lassen.“
Spannende Ideen, Ansätze und Annäherungsversuche an eine gemeinsame Zukunftsgestaltung für Mensch und Maschine gibt es jedenfalls viele. Etwa von der Musikerin Holly Herndon, die künstliche Intelligenz als Ensemble-Mitglied nutzt. Möglich ist einiges, solange wir offen dafür sind. Zum Beispiel auch ein Gesellschaftsmodell, das allen Menschen ein Leben in Würde ermöglicht. Ihre Vision davon stellte die Wissenschaftlerin und Künstlerin Heather Brown vor. „Ja, ich bin eine Träumerin“, sagte sie. „Aber ich wünsche mir sehr, in einer Welt zu leben, in der auch Träumer ernst genommen."
Von grünen Initiativen zu sexy, nachhaltigen Events – tief einatmen und mit uns in die zukunftsorientierte Veranstaltungsbranche eintauchen! Keine Ausreden gegen Greenwashing, sondern echtes Engagem...
„Mutter Erde gehört zu uns – Nachhaltige Veranstaltungen mit VATERBLUT“ – Dieses Motto steht im Mittelpunkt der Arbeit von VATERBLUT, Agentur für prägende Kommunikation mit über 30 Jahren Erfahrung ...