Gemeinsame Kaffee trinken auf Meetings, Incentives, Tagungen oder Kongressen verbindet. Lernen Sie das Team des Berlin Convention Office kennen und treffen Sie Manuel Wrobel auf einen (digitalen) Kaffee.
Die Meeting-Branche ohne echte Meetings? Schwer vorstellbar. Ein Team kennenlernen ohne das Team zu treffen? Nicht ganz einfach. Ein neuer Job, in dem plötzlich die Aufgaben neu definiert werden? Spannend!
Findet Manuel Wrobel, Head of Business Development im Berlin Convention Office. Am 2. März 2020 trat er seine neue Stelle in Berlin an. Dann kam Corona und alles anders als gedacht.
BCO: Wie ist dein Start in der Berliner Meeting-Branche unter Corona-Bedingungen gelungen?
Manuel Wrobel: Schon an meinem ersten Tag kam alles anders als gedacht. Die Themenvielfalt war aufgrund von Corona eine ganz andere als erwartet. Plötzlich ging es um Notfallpläne, tägliche Cancellations, die ITB wurde abgesagt. Dennoch war es für mich persönlich ein richtig guter Einstieg.
visitBerlin
Manuel Worbel für das BCO im Interview
Welche positiven Erfahrungen hast du in deinem ersten Jahr gemacht?
Es war eine Herausforderung, eine hektische Phase. Ich mag es, Dinge zu hinterdenken und neue Prozesse zu entwickeln. Man musste ständig reagieren und kreativ sein. Als Team waren wir gefragt, neue Wege zu finden, weg von den festgetretenen Pfaden. Alles, auf das wir, das heißt unsere Branche, bisher gebaut hatten, war plötzlich nicht mehr da. Das hat uns heraugefordert. Aber es ist auch viel Neues daraus entstanden.
Zum Beispiel?
Aufgrund der Situation konnten und mussten wir neue Forecasts und Strategien entwickeln, haben Onlinekundenveranstaltungen und ein Live-Event unter Corona-Bedingungen im Juli in kürzester Zeit auf die Beine gestellt. Wir haben dutzende kleine und große Projekte und letztlich unsere MICE-Kampagne „Plan B. Plan Berlin.“ mit der Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe an den Start gebracht. Vieles davon wäre vor Corona nicht denkbar gewesen. Die Krise hat einen Veränderungs-Spirit im Team bewirkt, im Sinne von einfach machen oder kurz ‘#machen’ (lacht).
Stichwort Team: Wie funktioniert Team-Arbeit im Home-Office?
Es war ein ungewöhnlicher Start. Nach meinen ersten zwei Wochen haben wir uns alle schon wieder Tschüss gesagt und sind ins Home-Office gegangen. Wir haben uns dann hauptsächlich über Streams kennengelernt. Das war für alle nicht leicht. Weil wir „Live-Menschen“ sind und alle an die Kraft der persönlichen Begegnung glauben und diese auch brauchen.
Dieser Augenblick, wenn Menschen in einem Raum zusammen kommen und sich in die Augen schauen, da entsteht eine Magie, etwas, das man nicht greifen kann.
Worin liegt für dich die Kraft der persönlichen Begegnung?
In der persönlichen Begegung kann man viel stärker Vertrauen aufbauen und miteinander kreativ sein als über Screen oder Telefon. Dieser Augenblick, wenn Menschen in einem Raum zusammen kommen und sich in die Augen schauen, da entsteht eine Magie, etwas, das man nicht greifen kann. Es ist ein kollektives Wissen, ein Austausch, der genau das Vertrauen aufbaut, was ich in einer Branche brauche, in der vieles austauschbar ist. Für eine Location oder ein Hotel entscheide ich mich doch letztlich, weil ich der Person dahinter vertraue.
Wie kann man eine persönliche Begegnung digital bestmöglich umsetzen?
Indem wir so tun, als ob wir live sind. Das heißt, uns zu einhundert Prozent auf einen Online-Termin einzulassen wie wir es bei einer richtigen Begegnung auch tun würden. Also nicht nebenbei andere Dinge tun, sondern sich einen Kaffee holen und sich wirklich begegnen und zuhören.
Könnte so die Zukunft aussehen?
Ich glaube nicht. Die digitale Begegnung ist eine Brückentechnologie mit deutlichen Grenzen. Wenn ich dich jetzt nach deiner letzten Online-Veranstaltung frage, musst du überlegen (Anmerkung der Redaktion: Wir mussten wirklich grübeln). Wenn ich dich zu deinem letzten Kongressbesuch befrage, dann ist da eine viel stärkere Erinnerung. Und genau um die geht es. Solche Eindrücke können wir digital nicht produzieren. Oder es ergeht uns wie in Spielbergs Science-Fiction-Thriller ‘Ready Player One’. Eine grauenhafte Vorstellung.
visitBerlin, Foto: Anthea Fiedler
Manuel Wrobel im Plenum der Corona-konformen Live Veranstaltung im Tipi 2020
Wie sehr prägt die Situation die Branche?
Der Verzicht auf persönliche Begegnungen hinterlässt Spuren – positive wie negative. Niemand braucht mehr für eine Stunde Meeting nach Berlin oder München fliegen. Das haben wir gelernt. Trotzdem wird es nach wie vor Veranstaltungen geben. Aber: Der Markt wird anders aussehen. Wir nennen es intern den MP3-Moment der Branche. 2001 prognostizierte Steve Jobs, dass es langfristig eine digitale Form von Musik geben wird und hat den iPod erfunden. Jetzt sind wir an einem ähnlichen Punkt. Die Branche wird sich grundsätzlich wandeln.
Wie gehen du und dein Team mit diesem Wandel um?
Wir versuchen uns so aufzuzustellen, dass wir den Wandel nicht nur mitgehen, sondern auch mitgestalten. Das wollen wir schaffen, indem wir der Branche zuhören und den Bedarf der Teilnehmer erfassen. Wir wollen Relevanz schaffen und an dieser neuen Qualität mitwirken. Es wird in Zukunft selbstverständlich sein, auch online an Events zu partizipieren. Wir als Destination und als BCO wollen genau diese Parameter mitgestalten.
Worauf freust du dich 2021?
Ein großer Meilenstein ist die neue MICE-Kampagne „Plan B. Plan Berlin.“. Die Kampagne wird uns das ganze Jahr begleiten. Wir werden die Kernthemen, das heißt Sicherheit von Live-Events und die Kraft der persönlichen Begegnung, vorantreiben. Und wir wollen neue Formate entwickeln, die uns in dieser Zeit begleiten. Dabei werden wir viel ausprobieren und müssen bestimmt auch lernen, Fehler in Kauf zu nehmen.
Aber in Holland sagte man sprichwörtlich: Nicht geschossen ist auch nicht getroffen. Mein Plan mit diesem tollen Team heißt darum weiter: #machen.
Zur Person:
Manuel Wrobel, 34 Jahre alt
Lebte vier Jahre in Den Haag als Mitarbeiter des The Hague Convention Bureau, war davor im Estrel Berlin sowie für den Flughafen Tempelhof tätig und ist seit März 2020 Head of Business Developement im BCO
Sein Credo: Machen! Und Ausprobieren, denn: Nicht geschossen ist auch nicht getroffen
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