Nachhaltigkeit im Fokus - Der Deutsche Logistik-Kongress der BVL
Zusammenfassung des Blogbeitrags
Der Deutsche Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) setzt den Fokus auf Nachhaltigkeit. Im Interview sprechen die Organisatoren über ihre Motivation und Herausforderungen.
Bereits zum 38. Mal findet derDeutsche Logistik-Kongress in Berlin statt (20. bis 22. Oktober 2021) – in diesem Jahr als hybride Veranstaltung mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit. Von der CO2-Emission über das Kongressprogramm bis zum Catering haben sich die Organisatoren der Bundesvereinigung Logistik (BVL) intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und zahlreiche Aspekte der nachhaltigen Eventplanung umgesetzt. Wie sie dabei vorgegangen sind und welche Motivation, Hürden und Ziele die Veranstaltenden bewegen, verraten Christoph Meyer (Geschäftsführer BVL) und Marius Roy (Projektmanager) im Interview.
Kurz vorab: Was verbirgt sich hinter dem Deutschen Logistik-Kongress?
Meyer:Der Deutsche Logistik-Kongress ist eine der wichtigsten Veranstaltungen im Wirtschaftsbereich Logistik. Er hat zum einen eine Netzwerkfunktion, um den Austausch von Logistikerinnen und Logistikern aus Industrie, Handel und Dienstleistung sowie Wissenschaft zu organisieren. Darüber hinaus setzt er gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Impulse für den gesamten Wirtschaftsbereich. In diesem Jahr geht es speziell um das Thema ‘Chancen nutzen’ und die Transformation in verschiedenen Dimensionen – von der Digitalisierung bis zur Nachhaltigkeit.
Inwiefern befindet sich der Logistik-Kongress selbst in der Transformation Richtung Nachhaltigkeit?
visitBerlin
Meyer:Nachhaltigkeit als Thema ist bei uns über die Jahre stetig gewachsen. In Zusammenarbeit mit Sustainable Meetings Berlinund anhand der Sustainable Event Scorecard haben wir festgestellt, dass wir bereits viele Anforderungen erfüllen. In diesem Jahr haben wir das Thema aber noch weiter intensiviert und auch inhaltlich aufgenommen.
Inwiefern?
Roy: 2019 wurden wir von einer studentischen Regionalgruppensprecherin unseres Vereins darauf hingewiesen, dass das Thema Nachhaltigkeit im Programm nur implizit stattfand. Das war ein extrem wichtiges Feedback, das wir sehr ernst genommen haben. Daraus haben wir gemeinsam ein Workshopkonzept erarbeitet und Logistics4Future gegründet, ein Angebot für Young Professionals und Studierende, das den Austausch ermöglicht und Forderungen an den Wirtschaftsbereich formuliert.
Wie setzt der Kongress diese Forderungen 2021 konkret um?
Meyer: Nicht nur, aber auch aufgrund der Förderung des Kongresses durch den Berliner Senat haben wir gesagt, dass wir Nachhaltigkeit nicht nur über einen einzelnen Programmpunkt spielen wollen. Deshalb haben wir mit dem Zukunftswerk und den Logistics4Future-Mitmachenden gemeinsam die SDG’s, also die Sustainable Development Goals der UN, in den Mittelpunkt gerückt. Wir haben dafür einen eigenen Bereich eigerichtet, in der wir die SDG’s für diejenigen Kongressbesucherinnen und -besucher aufbereiten, die sich damit beschäftigen wollen.
Versteht sich der Kongress als Impulsgeber für das Thema Nachhaltigkeit?
Meyer: Mit Blick auf die Nachhaltigkeitsziele aus Paris ist klar, dass wir deutlich mehr tun müssen. Mit dem diesjährigen Kongressmotto und dem, was wir inhaltlich anbieten, wollen wir deutlich machen, dass Logistikerinnen und Logistiker einen große Hebelfunktion in Sachen Nachhaltigkeit haben und sich damit an die Spitze einer Bewegung stellen können. Diese Chance wollen wir sehr stark rausstellen.
Wie spiegelt sich das Thema im Kongressablauf selbst wider?
MEYER: Wir diskutieren mit unseren Dienstleistern deren Angebotserbringung auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten. Bereits 2019 hatten wir einen Shuttle-Service mit e-Autos. Zudem versuchen wir wo es geht zu recyceln. Wir haben zum Beispiel eine neue Bühne sehr stark unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten – Materialauswahl, Wiederverwendung – konzipiert. Sie wird zum großen Teil eingelagert und nächstes Jahr wiederverwendet. Dabei war die Sustainable Event Scorecard Berlin innerhalb des Kongressfonds ein super Hilfsmittel.
War es leicht, die 300 Punkte der Sustainable Event Scorecard zu erreichen?
ROY: Ja und nein. Mit dem, was wir bisher gemacht haben, wäre es nicht so leicht gewesen. Aber es war ein Hilfsmittel, um zu wissen, wo man noch ansetzen kann. Es ist kein Akt, auf Schnittblumen zu verzichten, aber man muss wissen, dass das ein Hebel sein kann.
Das entscheidende ist, einfach mal anzufangen und die Scheu vor dem Thema abzulegen.
Wo liegen momentan die größten Herausforderungen?
Meyer: Zum einen sind es eingeschwungene Prozesse. Wenn man 38 Mal einen Kongress macht, dann müssen bestimmte, eingefahrene Prozesse erst einmal aufgebrochen werden. Da ist es gut, wenn jemand von außen kommt und die richtigen Fragen stellt. Eine andere Herausforderung sind systemisch bestimmte Strukturen. Messebau funktioniert eben so, dass aufgebaut und dann entsorgt wird. Es geht natürlich auch anders, aber dann kostet es sehr viel mehr.
Das heißt, ein nachhaltig gestalteter Kongress ist zwangsläufig teurer?
Meyer: Ja und nein. Man muss sich erst einmal fragen, was nachhaltig heißt. Zum Beispiel ist ein regionales Catering nicht zwingend teurer. Aber wenn ich alle Produkte in Demeter-Qualität einkaufe, dann schon.
Welche Rolle spielt es, dass der Kongress hybrid stattfindet?
Roy: Zunächst einmal fallen Flugkilometer weg, wenn internationale Gäste nicht mehr einfliegen. Da ist Corona eine große Chance gewesen, weil es viel normaler und akzeptierter ist, dass Menschen aus Übersee für eine zehnmünitge Keynote nicht anwesend sein müssen. Auch die Technik hat sich dahingehend weiterentwickelt. Der wichtigste Aspekt aber ist, dass mehr Menschen Zugang haben.
Warum ist das besonders nachhaltig?
Roy: Der digitale Zugang ist kostenfrei. In anderen Jahren musste man 2000 Euro pro Ticket zahlen. Das heißt, es war ein definierter Kreis, welcher Zugang zu den Inhalten hatte. In diesem Jahr kann sich jeder anmelden, jeder hat Zugriff auf Bildung und Vernetzung. Aus dieser Sicht ist der Kongress in sozialer Dimension viel nachhaltiger.
Wie kommunizieren Sie nachhaltige Aspekte und wie wichtig ist es, das zu tun?
Meyer: Wir kommunizieren es en passant, zum Beispiel in Teilnehmermailings. Aber wir tragen es nicht demonstrativvor uns her, weil es nicht unser Hauptbeschäftigungsgebiet ist. Wir verstehen uns vielmehr als neutrale Plattform, die das Thema besprechbar macht, Denkanstöße gibt und kontroverse Meinungen zulässt, damit sich andere eine Meinung bilden können.
Welchen Denkanstoß möchten Sie persönlich gerne geben?
Meyer: Das entscheidende ist, einfach mal anzufangen und die Scheu vor dem Thema abzulegen. Viele wissen gar nicht, was man alles tun kann, sondern wissen nur, dass sie etwas tun wollen und auch müssen, finden aber den Anfang nicht. Oft aus Angst davor, etwas falsch zu machen. Roy: Genau deshalb ist der Austausch extrem wichtig. Der Wirtschaftsbereich ist eine sehr heterogene Gruppe. Der eine steht noch ganz am Anfang, andere sind regelrechte Pioniere auf dem Gebiet. Hier hilft es, sich einen Partner wie Sustainable Meetings Berlin zu suchen, um sich auf den Weg zu machen, loszulegen und Möglichkeiten zu erkennen.
Getty Images, Foto: gruizza
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